2019: Ein diffuser Blick auf die Welt

Ich lehne mich auf das Balkongeländer und schaue aus dem sechsten Stock über die vom Sonnenuntergang angestrahlten Dächer. Dann drehe ich mich um, gehe zurück in die Wohnung und greife mir wieder eine Kamera.

Autor: Ingo Fritsch

Fotografie
Experiment

 

 

Die Kamera, einst im Besitz einer fremden Person - vielleicht auch mehrerer -, ist in die Jahre gekommen. Sie hat ihre Perfektion verloren. Zeigt Ecken, Kanten und die Spuren seiner vergangenen Besitzers. Ich blicke durch den Sucher. Es ist, als benutze man das Auge eines Unbekannten, nimmt Teil am flüchtigen Blick eines Fremden.

In der japanischen Philosophie gibt es dazu einen wunderbaren Begriff: Mono no aware. Er beschreibt die Kunst, mit der Flüchtigkeit des Lebens umzugehen: Die Hinnahme der Unbeständigkeit allen Lebens auf dieser Welt, die im nächsten Moment in eine ästhetische Empfindsamkeit erhoben wird. Eine wehmütige Melancholie. Die leise Freude, etwas erlebt zu haben und sei sie auch noch so kurzlebig gewesen. Und damit den Genuss einer endlichen Schönheit als Mischung aus Freude, Trauer und Hinnahme. Wie der flüchtige Blick durch den Sucher einer ausrangierten Kamera. Als benutze man das Auge eines Unbekannten.

Festgehalten zum Teil mit günstig erstandenen analogen Kameras. Es erfolgte kein Funktionstest, bevor das Filmmaterial eingesetzt wurde.

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